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Ströme

urban urtyp #70

Mario Schönhofer, Tobias Weber

Eine Welt aus Stöpseln und Steckern, schrankgroß, dicht an dicht. Davor die Fräuleins, sie stöpseln von hier nach da und dort und wieder zurück und mussten, um diesen Job zu kriegen, unverheiratet sein: So fing das mit dem Telefonieren an  –  Foto unten!  –  bevor die Wählscheibe erfunden wurde, das iPhone des letzten Jahrhunderts. Das Fräulein vom Amt trat ab, Auftritt Tobi und Mario, sie stehen wieder vor schrankgroßen Stöpsellandschaften  –  zwei analogen Synthesizern, die bereits altertümlich waren, als ich mein erstes Physikbuch bekam  –   und stöpseln von hier nach da und dort. Ströme strömen, Beats ballern, die Fetzen einer Melodie fiepen durch den Raum. Kein Computer nirgends, keine Samples, hier ist nichts programmiert:    

„Das ist unser Equipment und unser Sound! Der sofortige Zugriff auf die Parameter ermöglicht es uns, unsere Musik auf eine Art zu performen, dass sie auf den Konzerten ein echtes Eigenleben entwickelt. Damit können wir unser Musikersein und unsere Spontaneität komplett ausleben.“

Sagt Tobi Weber, und Mario Schönhofer:

„Die Gefahr an einem Instrument, das man schon so lange gespielt und geübt hat, ist, dass man sich in bestimmten Licks und Patterns gerne wiederholt. Beim Modular-Synth passiert dir das nicht so leicht.“

Beide haben Musik studiert, der eine Bass, der andere Drums, beide haben einige Jahre bei LaBrassBanda gespielt und damals angefangen, ein erstes Modular-System einzubauen in die Gigs. Und stellten fest, dass so ein Gerät ein eigenes,

„ein komplett neues Instrument ist. Darauf ist man total frei, eben nichts, wo ich als Jugendlicher schon ewig lang drauf geübt habe.“

Jetzt ist: jeder Abend anders. Improvisation aus Strom. Improvisieren heißt so viel wie unvorhersehen, also Schluss mit dem Musikschulschülerdasein, mit den Wiederholungszwängen, Schluss auch mit LaBrassBanda, Ströme fließen. Und stellen ihre Schränke bei uns in den Kubus und sich davor, und dann wird es amtlich und einem klar, dass Ströme nicht Ströme heißen, weil sie Musik aus Strom machten, sondern weil ihre Musik aus Spannung entsteht. Je höher die Spannnung  –  das weiß ich aus meinem Physikbuch  –  desto mehr Ströme, je mehr Ströme, desto weniger Widerstand.

urban urtyp ist die Indie-Reihe an der Ruhr. 1 x im Monat immer sonntags 19 Uhr, immer 10 Euro, immer anders. uu ist Jazz und Post, Elektro und Sprache, Klassik und Ambient und Pop und mehr. Stil, der sich keinem Stil verschreibt. Das alles im Zentrum der Stadt in einem Raum, der Musik verdichtet: ein Kubus, 10 x 10 Meter groß, er wird für jedes urban urtyp-Konzert in den weiten Kirchenraum gestellt, es ist ein Hörraum. Hören, was man nicht kennt.


STRÖME | urban urtyp #70

» Sonntag 3. Februar | 19 Uhr
» Einlass 18:30 Uhr
» wie immer bei urban urtyp: nur 10 € !
» VVK direkt hier bei uns
» oder besser noch: direkt bei uns reservieren, wir machen das dann


Vor solchen Klappenschränken saßen die Fräuleins vom Amt | Ausstellung im Museum für Kommunikation Berlin