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14:46 / 15:03

Terror ächten!

Passantin an 9/11 auf dem Platz des europäischen Versprechens | Ayla Wessel (c)

Die Glocken der Christuskirche läuten nur einmal im Jahr, immer am 11. September von 14:46 h bis 15:03 h. Sie erinnern daran, dass es an diesem Tag vor 18 Jahren etwas gegeben hat, das es nie zuvor gegeben hat: ein weltweites Mitfühlen und Mitleiden, ein Empfinden, das alle Menschen, die ein Herz in sich tragen, miteinander verband, wo auch immer sie auf dem Erdball leben. Es war, als hätte die Menschheit für einen kurzen Moment die Augen aufgeschlagen.

In allem Entsetzen war dies ein Moment von großer Schönheit, er ging vorüber. Dass Menschen weltweit Solidarität miteinander empfinden  –  und dass dieses Gefühl eben nicht gepredigt und nicht gefordert, sondern empfunden wird, als hätte man es empfangen  –  diese Erfahrung hat sich wieder verflüchtigt. Immerhin aber gibt es, auch wir hatten es hier seit vielen Jahre gefordert, jetzt einen Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Terrorismus, es ist der 21. August, er wurde im vergangenen Jahr erstmals begangen.

UN-Generalsekretär António Guterres erklärte am 21. August 2018:

“Terrorismus ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit und eine ernste Bedrohung für internationalen Frieden und Sicherheit. Von Tadschikistan bis Großbritannien, von Bagdad bis Barcelona, diese skrupellosen Angriffe haben uns alle erschüttert. Kein Land kann sich als immun betrachten; nahezu jede Nationalität der Welt fällt terroristischen Angriffen zum Opfer.

Die Vereinten Nationen werden selber regelmäßig zum Ziel. 22 Menschen verloren ihr Leben bei dem Anschlag auf das Hauptquartier der Mission der Vereinten Nationen im Irak vor genau 15 Jahren. Einige unserer Friedenssicherungsmissionen sind unter konstanter Bedrohung.

Aber nach terroristischen Angriffen hören wir wenig über jene, die getötet und verletzt wurden; die normalen Mädchen und Jungen, Frauen und Männern, die ihren täglichen Geschäften nachgingen, als ihre Leben beendet oder für immer verändert wurden. Wir hören wenig von überlebenden Familien, Freunden und Gemeinschaften, die lernen müssen, ihr ganzes Leben lang mit der Last des Terrors umzugehen.

Heute erinnert uns der Internationale Tag des Gedenkens und Tributs an die Opfer des Terrorismus daran, innezuhalten und den Opfern und Überlebenden zuzuhören, ihren Stimmen Gehör zu verschaffen und anzuerkennen, welchen Einfluss der Terrorismus auf ihr Leben hat.

Wir alle können von ihren Erfahrungen lernen. Gemeinschaften aus der ganzen Welt zeigen ihren Widerstand als Antwort auf terroristische Anschläge. Sie widersetzen sich Terrorismus und gewalttätigem Extremismus in ihrem Alltag, in ihrer Schule, auf Märkten und am Arbeitsplatz.

Die Opfer und ihre Familien zu unterstützen, ist ein moralisches Gebot, das auf dem Einsatz, Schutz und Respekt für ihre Menschenrechte basiert. Sich um Opfer und Überlebende zu kümmern und ihre Stimmen zu stärken,hilft dabei, sich der Geschichte über Hass und Spaltung entgegenzusetzen, die Terrorismus verbreiten will. Wir müssen den Opfern langfristige Hilfe anbieten, einschließlich finanzieller, rechtlicher, medizinischer und psychologischer Unterstützung.

Wenn wir die Opfer und Überlebenden von Terrorismus in den Mittelpunkt stellen, ihren Stimmen zuhören, ihre Rechte respektieren und Ihnen Unterstützung und Gerechtigkeit geben, dann ehren wir unsere Gemeinsamkeiten und mindern den bleibenden Schaden durch Terroristen an Individuen, Familien und Gemeinden.”

Es wäre ein Schritt. Aber der Weg dahin, dass Terror weltweit geächtet würde, ist weit. Ihn polizeilich und militärisch zu bekämpfen, ist nötig, aber, so Matthias Küntzel auf welt.de, alle diese Maßnahmen greifen zu kurz,  

„solange dies eine nicht gelingt: die Kriegsform des Selbstmordattentats als ein Verbrechen gegen die Menschheit so zu ächten, wie man einst den Einsatz der ABC-Waffen geächtet hat.“

Ächten bedeutet: etwas tun. Den Terror nicht nur maximal ignorieren und vergleichgültigen, als sei er für die offene Gesellschaft das, was der Regen für den Sommerurlaub ist. Ächten heißt:

„Wir verweigern dem Terror jede Rechtfertigung, jede Solidarität, jede Unterstützung.“

Ein paar Tausend Bürger dieser Stadt haben das seit Ende 2015 erklärt, die BOCHUMER ERKLÄRUNG beginnt mit einem kategorischen Satz:

 „Terror und Demokratie schließen sich gegenseitig aus.“

Deshalb läuten die Glocken der Christuskirche an jedem 11. September, dem Jahrestag der Terror-Attacken auf New York. Sie erinnern an die Opfer des Terrors weltweit und daran, dass kein Gott ist, der Menschenopfer verlangt. Vor 18 Jahren sind in eben diesen Minuten  —  14:46 und 15:03  —  zwei von Terroristen entführte Flugzeuge in die Türme des World Trade Centers gelenkt worden. Der Terror-Pilot eines vierten entführten Flugzeugs, Ziad Jarrah, war Bochumer, er allein hat 40 Menschen ermordet, sie starben auf dem Feld in Shanksville/Pennsylvania.


>> Hier die BOCHUMER ERKLÄRUNG: Wir ächten den Terror!

» Eine Aufnahme des Geläuts [Ton und Bild] hier. Die 5 Glocken, 1959 im Bochumer Verein gegossen, sind mit 6,2 Tonnen Gesamtgewicht zu schwer für den seit dem Weltkrieg freistehenden Turm. Das volle Geläut gilt unter Insidern als eines der wenigen wohlklingenden Stahlgeläute.

» Hier geht es zur auch transatlantischen Geschichte der Christuskirche